NWZ  16.5.2001

AUSSTELLUNG / Gunda Scheel und Jürgen Kottsieper in der Göppinger Galerie Kränzi
Bestechende handwerkliche Ehrlichkeit
Die beiden Künstler zeigen unter dem Titel "schwarz und weiß" Fotografien und Zeichnungen

Fotografien von Gunda Scheel und Zeichnungen von Jürgen Kottsieper stellt die Galerie Kränzi derzeit aus und gegenüber.  Nach, ihrem interessanten und bewährten Konzept der Doppelausstellung präsentiert die Galeristin Trude Kränzl Arbeiten unter dem Titel "schwarz und weiß".

THOMAS FAUPEL

Der Schnittpunkt der ausgestellten Arbeiten ist ihre Nähe zur Grafik.  Der Zeichner Jürgen Kottsieper verdichtet seine Linien-Netzwerke bis an die Grenze der Malerei.  Die Fotografin Gunda Scheel sucht in ihren Schwarz-weiß Fotografien die Wirklichkeit im Widerschein von Licht und Schatten.
Beide Künstler sind aus Münster, kennen sich persönlich und sind mit den Arbeiten des jeweils anderen vertraut. Jürgen Kottsieper nimmt mit seinen großformatigen Bleistiftzeichnungen Dinge auf, die ihm auf seinen Reisen begegnen.  Er ist immer nur zu Fuß und mit der Bahn unterwegs.  Bahnhofshallen, Oberleitungen, die ganze Faszinaion der Eisenbahn in ihren technischen und architektonischen Aspekten ist Bezugsquelle seiner großformatigen Zeichnungen.  Es sind die für den Laien verwirrenden Installationen einer Bahnhofsanlage, von denen man den Eindruck organisch gewachsener Einheiten gewinnen könnte und die nichts desto trotz funktionieren.
   Udo Scheel schreibt zu Jürgen Kottsieper: „Die Zeichnung ist Redlichkeit der Kunst." Linien sind das Material der Zeichnung.  Viele Linien sind es bei ihm, sehr viele.  "Die Linie ist die Veranschaulichung einer Idee, die Klärung unscharfer Vorstellungen hin zum anschaulichen Denken.  Der Künstler bietet jedoch keine festumrissenen Körper, keine verlässliche Statik, keinen zentralen Fluchtpunkt, eher Strömungen, Verläufe und Passagen", so Udo Scheel weiter.  Nicht von einem fixierten Betrachterstandort durchmisst und strukturiert er das gebaute Umfeld, sondern aus der Bewegung des Reisens mit dem Zug.
Jürgen Kottsieper, 1954 in Wuppertal geboren, studierte 1973-1980 an der Kunstakademie Münster.  Er lebt und arbeitet in Münster und erhielt 2001 den Albert-Stuwe-Preis
für Zeichnung.
  Über Gunda Scheel sagt Trude Kränzl, die Leiterin der Galerie: "Da hat eine Grafikerin die Kamera in der Hand.  " Feingliedrige, oft metallene Gegenstände wie Geländer, Lampenaufhängungen oder Zäune, selbst nicht oder nur am Rande abgebildet, werden für den Betrachter in ihrem jeweiligenSchattenwurf rekonstruierbar.  Die Künstlerin arbeitet im quadratischen Format der Hasselblad-Kamera, die mit ihrem mittelformatigen Negativmaterial eine beeindruckende Feinstruktur und Stofflichkeit der Oberflächen in Tiefenschärfe und Detailauflösung bietet.  Doch nicht nur in der technischnell Qualität, auch in der handmerklichen Ehrlichkeit bestechen die Fotografien von Gunda Scheel.  "Die Künstlerin sucht, bis sie das Motiv und das Licht gefunden hat, das ihr gefällt." berichtet Trude Kränzl über die Arbeit der Künstlerin.  Für jeden Fotografen ist Licht das einzig zur Verfügung stehende Gestaltungsmittel und die "Licht-Bilder" von Gunda Scheel stehen in ihrer Komposition der Gattung des Stilllebens sehr nahe.
Gunda Scheel, geboren 1940, studierte an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf 1961-1963 bei Gerhard Hoehme und Walter Breker. 1981 trat sie mit ihren fotografischeu Arbeiten erstmals an die Öffentlichkeit.