Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 10.05.2003


Von Coladosen, wilden Tieren und roten Farbmelodien
 
Die beiden Künstler Peter Lang und Abi Shek zeigen Holzschnitte und Plastiken in der Galerie Kränzl in Göppingen
 
GÖPPINGEN. Wofür Coladosen nach Gebrauch noch gut sind und wie viel Kraft man für den Holzdruck braucht, können Besucher der Ausstellung von Abi Shek und Peter Lang erfahren. Die Galerie Kränzl in Göppingen zeigt Arbeiten der beiden Holzschneider aus Stuttgart.

Von Corinna Meinke

Die Tierporträts von Abi Shek sprechen eine eindringliche Sprache. Obwohl sie nicht die Wirklichkeit kopieren, meint man doch, eine Ratte, einen Salamander oder ein Reh zu erkennen. Der gebürtige Israeli erzielt eine starke grafische Wirkung, denn er hat stets mit schwarzer Farbe auf weißes Papier gedruckt. Eine archaisch anmutende Wirkung entsteht, wenn ein Bein nur als Fragment zu sehen ist oder die Konturen zerfasern. Unvollständig und doch harmonisch komplett ist die Wirkung dieser Motive.

Die Galeristin Trude Kränzl erzählt, dass Sheks Bildsprache von dessen Kindheitserlebnissen zehrt. Damals in Israel lebte Shek auf dem Land und streifte durch Höhlen und karges Land. Seine emotionale Nähe zu Natur und Kreatur vermittelt sich unmittelbar in seiner Bildsprache.

Shek gelingt es auch bei seinen plastischen Arbeiten, mit geringem Aufwand starke Wirkung zu erzielen. Der Sohn eines Bildhauers entdeckte während eines Stipendiums in Polen leere Coladosen als Werkstoff. Anderes und vor allem teures Material stand ihm damals nicht zur Verfügung. In Göppingen zeigt er 32 Beispiele seiner Dosenkunst aus den Jahren 1998 bis heute. Stelzenwesen, Maschinen, Tiere und vieles mehr im Kleinformat biegt und schneidet Shek aus dem dünnen, bedruckten Blech.

Als Kontrapunkt dazu sind Peter Langs großformatige Holzdrucke zu verstehen. Vitale Farbigkeit leuchtet einem entgegen. Die Farbmelodien umspielen das Thema Rot und Blau. Typisch für Lang sind der satte Farbauftrag und eine strenge, formale Komposition. Der Holzschneider aus Holzkirchen und Stuttgart verwendet nur wenige formale Zeichen, die Reduktion auf rechteckige Farbfelder ist typisch für die gezeigten Arbeiten der jüngsten Vergangenheit.

Welcher Kraftaufwand nötig ist, um die mit Farbe behandelten Holzstöcke exakt auf dem Papier zu platzieren, lassen die Fotos eines Leporellos erahnen, das in der Ausstellung zu erwerben ist. Allein schafft das trotz kräftiger Statur auch der Bayer Peter Lang nicht. Er hat deshalb jede Arbeit mit dem Namen seines jeweiligen Helfers beim Druckvorgang betitelt.

Die Holzschnitte und Plastiken von Abi Shek und Peter Lang sind noch bis zum 18. Mai in der Galerie Kränzl in Göppingen zu sehen. Die Schau in der Davidstraße 12 ist mittwochs bis freitags von 17 bis 19 Uhr und an den Samstagen von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Passend zur Ausstellung ist eine Editionsmappe mit Holzschnitten der beiden Künstler erschienen.
 

© Galerie Kraenzl