Die Alternative zur Malerei

 

Galerie Kränzl: Druckgrafik

 

von Ulrike Niederhöfer


 

  Die graphischen Künste sind immer wieder eine bezahlbare Alternative zur Malerei und außerdem Experimentierfeld für viele Künstler, die sich in verschiedenen Medien beschäftigen wollen. Wie variantenreich das Ergebnis dabei sein kann, zeigt eine kleine, aber qualitätsvolle Ausstellung in der Galerie Kränzl auf der Höri. Zwölf Künstler und drei verschiedene druckgraphische Techniken werden präsentiert. Das Stilspektrum reicht von klassischer Abstraktion bis zur realistischen Gegenständlichkeit. Landschaft, Figur und Architekturformen sind ebenso vertreten wie reine Farbphantasien.

Beispiel für die realistische Richtung ist der Künstler Klaus Mertens, der in verschiedenen Farbholzschnitten Motive wie eine Kuh, ein Tango tanzendes Paar oder auch einen Traktor fahrenden Landwirt präsentiert. In leuchtenden Farben und mit den typischen starken Schraffierungen des Holzschnittes ausgestattet, wirken die Graphiken präsent und lebensnah. Die 26-jährige Künstlerin Barbara Hlali, zeigt dagegen mit ihrer Radiertechnik ausdrucksstarke und hiebfeste Striche. In ihrer Serie „Boxer" korrespondiert die prägnante Strichführung mit der Wucht der Boxschläge. So erhalten die kleinen Figuren eine Schlagkraft, die bei ihrer Größe erstaunlich ist. Auch in den erotischen Szenen beeindruckt die ganz sicher und gezielt eingesetzte Linie. Barbara Hlali ist sich ihrer Stilmittel sehr bewusst und trifft dadurch direkt ins Mark.

Im Gegensatz zu Hlali widmet sich die Künstlerin Iris Flexer eher meditativen und lyrischen Spielformen. In ihren Radierungen auf oftmals handgeschöpftem Papier versetzt sie Linien und geometrische Figuren in Schwingungen, die an musikalische Notationen gemahnen. Blockhaft und konzentriert wirken dagegen die Holzschnitte von Abi Shek, einem israelischen Künstler, der in Stuttgart lebt. Formreduziert und fast archaisch wirken seine zumeist tierischen Sujets, in denen der Schwarz-Weiß-Kontrast der aus dem Holzblock geschnittenen Flächen am meisten ins Auge fällt. Bei Jürgen Kottsieper aus Münster ist es dagegen wieder die Linie, die dominiert. Auch als „Purist des Striches" bezeichnet, wirken seine Kaltnadelradierungen wie ein Netzwerk aus Linien und räumlicher Tiefe. Architektonische Entwürfe standen bei einigen Graphiken Pate, nur wirken die Werke von Kottsieper sehr viel konzentrierter und verdichteter.

Der Altmeister Johannes Birkhölzer besticht im Vergleich dazu mit einer auffälligen Dynamik im Raum. In seinen Landschaftsabbildungen gehen Gegenstand und Abstraktion Hand in Hand. Mit harter Strichführung suggeriert der Künstler eine sich aus ihrem Ruhestand befreiende Erdkruste, die sich aufbäumt und den Raum zu sprengen scheint. Landschaft ist auch eines der Hauptthemen der 29-jährigen Claudia Berg. In ihren Radierungen, die an Rembrandt erinnern, wird Ballung und Streuung der Striche abwechselnd eingesetzt, so dass ein Gegensatz von stark betonten und eher abgeschwächten Linien entsteht. Wolfram Heistermann integriert beim Drucken dagegen Alltagsgegenstände wie z.B. Zigarettenschachteln, die er kunstvoll in die Fläche einbindet. Zu Guter Letzt sind noch Hermann-Josef Kuhna, Mahmut Celayir, Peter Lang sowie Lars Reifers mit Beispielen aus dem Siebdruck und weiteren Radierungen zu begutachten. Eine Ausstellung, die den Liebhabern der Graphik viel Freude bereitet.