NWZ vom 10.04.06

AUSSTELLUNG / Salacher Künstler Hans Rentschler in der Göppinger Galerie Kränzl

WELCHE FARBE HAT ENERGIE?

„Standmale" ist der Titel einer neuen Bilderausstellung von Hans Rentschler bei der

 Galerie Kränzl in der Göppinger Davidstraße 12.

HANS STEINHERR

GÖPPINGEN «Der Begriff „Standmale“ stammt aus dem Alten Testament und bezeichnet Orte

der Begegnung mit Gott. Hans Renschlers Bilder sind Markierungen und Beschreibungen

imaginärer Kraftfelder; Farbflächen formen sich in gradlinigen Streifen und Strichen. Polygonale

Blöcke und Balken gruppieren sich zu räumlich erscheinenden Gebilden.

Der Salacher Künstler hat immer schon abstrakt gemalt. Reales ist in seinen Bildern fast nur zu erahnen. Dennoch haben Rentschlers Bilder oft Gegenständliches als Hintergrund. Industriebauten; Fördergruben oder Kraftwerke in überdimensionalen Ausmaßen waren in früheren Arbeiten konkrete Ausgangspunkte - als künstliche, von Menschenhand geschaffene Kraftzentren und Energiefelder. Rentschlers Bilderreihen „Niederrhein", .oder „Industrie-Kathedralen" abstrahierten die äußeren Formen der Objekte und komprimierten ihre inneren Kräfte in der Farbgestaltung. In der neuen Bildreihe „Standmale", die jetzt in der Göppinger Galerie Kränzl zu sehen sind, ist der Maler weitergegangen. Wieder sind es spezielle Stellen und Ansammlungen fokussierter Energien. Die Basis in den neuen Bjldern ist jetzt bereits selbst eine Abstraktion. Hans Rentschler abstrahiert diese erneut. Be-hutsam in der Ausführung und voller Sensibilität. Zugleich sind seine „Standmale" spontan und kraftvoll, immer wieder ist die Form des Kreuzes erkennbar, Hans Rentschler verwendet das christliche Zeichen als Signum und zur Fixation eines bestimmten Punktes, Durchaus als religiöse, aber nicht zwingend als konfessionelle Kennzeichnung wird das Kreuz zum Symbol der Begegnungsstätten.

Rentschler macht seine Bilder begreifbar, betastbar für das Auge. Auf der Leinwand bringt er mit farblosem Acryl zunächst ein reliefartiges Gerüst auf dem Untergrund an - Wülste, Formungen, die später durch Farbschichtungen wie von Haut überzogen werden. Geistiges wird so mit organischen Strukturen bekleidet. Hans Rentschlers Bilder sind nur angelehnte, nicht verschlossene Tore und Fenster, die Ausblicke und Einblicke in eine Welt voller Empfindsamkeit und Mystik erlauben. Diese Welt verlangt danach erfragt zu werden. Auf andere Weise, mit einem anderen Verständnis. Welche Farbe hat Energie und welche Form Spiritualität?