Ausstellung / Palette 2006 bei der Göppinger Galerie Kränzl

 

Einschneidende Kunst in vielen Facetten

 

Vier Künstler aus Russland, der Ukraine und Deutschland zeigen

Formen der Reduktion

 

Jeweils zum Jahresende stellt die Göppinger Galerie Kränzl

zeitgenössische Kunst in einer Gruppenausstellung vor.

Die Palette 2006 zeigt Einschneidendes und präsentiert facettenreiche

Formen der Reduktion.

 

Hans Steinherr

GÖPPINGEN  Die Göppinger Galerie Kränzl stellt jeweils zum Ende eines Jahres Facetten des aktuellen Kunstschaffens aus. In der Ausstellung „Palette 2006" werden vier  Künstler aus Russland, der Ukraine und Deutschland präsentiert.

 

Für Sieglinde Tommerdich ist es ein Heimspiel. Die ausgebildete Porzellanmalerin und Bildhauerin stammt aus Göppingen. Die Ausstellungsreihe der „Palette 2006“ überlässt den Künstlerinnen und Künstlern ein weites Feld ohne thematische oder technische Einschränkung. Lediglich zeitgenössisch muss die Kunst sein. Tommerdich beginnt, wo anderes endet; mit dem Punkt und der Linie als reduzierte Erscheinung einer Form. Spontan, intuitiv und ohne Vorplanung entwickelt sie daraus ihre Bilder; lässt fließend zu, dass Verwandlungen von Punkt und Linie zustande kommen, ihre Herkunft hat Tommerdich nicht aus dem Blick verloren. Bei Kränzl zeigt sie auch Objekte aus Porzellan und Keramik in ebenso unverkrampfter gradliniger Gestaltung.

Eine weitere Palette-Künstlerin, Tatiana Skalko-Karlovska, stammt aus der Ukraine. Ihren Bildern hat sie die Bibel mit ihrer Symbolik zugrunde gelegt. Und sie setzt am Anfang der Schöpfung an: in der Genesis. Ihre detaillierten and sensiblen Tuschezeichnungen auf Chinapapier vertragen es nicht, nur oberflächlich betrachtet zu werden. Das Wort wird zum Bildnis und das Bild zum einschneidenden Bekenntnis.

Ausgangspunkte für ihre Arbeiten findet Julia Gutkina, Meisterschülerin der Karlsruhe Akademie und aus St. Petersburg kommend, in der Landschaft ihrer Heimat und in der Architektur. Deren Abbildungen vor ihrem geistigen Auge reduziert Gutkina auf Flächen und Linien. In dreidimensionalen Wandbildern dringt auch sie in die Tiefe vor, schneidet aus der Struktur von Hartfaserplatten Formen, die wie Reliefansichten von Großstädten anmuten.

Auch Manfred Schlindwein aus Gegenbach befasst sich mit Holz. Der Holzschneider und Kunsterzieher aus dem Schwarzwald zeigt Arbeiten in eindrucksvoller Harmonie von Farbe und Form. Seine Drucke auf hauchdünnem Seidenpapier lassen nicht einmal mehr entfernt die hölzerne Spröde des Druckstockes erkennen. Geradezu verspielt kombinieren sich plastische Rechtecke aus Acryl zu phantasievollen Bildlandschaften an der Wand.