Stuttgarter Zeitung vom 28.09.04

 

Auf der Suche nach glücklichen Zeiten

 

Drei Rheinländer zu Gast in der Galerie Kränzl, Jürgen Marose, Anna Schriever und Rainer Storck

Göppingen. Mit der Zerbrechlichkeit des Glücks haben sich Jürgen Marrose, Anna Schriever und Rainer Storck auseinander gesetzt. Die gleichnamige Ausstellung in der Galerie Kränzl in Göppingen zeigt die malerische Umsetzung des Themas durch die drei Künstler.

Von Corinna Meinke

Barcelona, die Niederlande und Göppingen. Das sind die Stationen der Schau, in die sich die Galerie Kränzl selbstbewusst einreiht. Für Jürgen Marose ist es nicht die erste Ausstellung in Göppingen, und über ihn sind auch die Kontakte zu den beiden anderen Rheinländern Schriever und Storck entstanden. Die Auseinandersetzung mit dem Glück und seiner Zerbrechlichkeit führen Marose und Schriever mit figürlichem Gestus. Während Marose seine Protagonisten auf Wanderungen zum Horizont schickt und sie wie Nomaden durch eine unbehauste Wüste ziehen lässt, stellt Schriever den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt.

Es sind jedoch keine individuellen Porträts, sondern atmosphärische Studien, die sie auf die Leinwand bringt. Die Maltechnik wirkt seltsam verwaschen und amorph. Wie durch einen Schleier blitzen die Motive. Und der erste leuchtende Eindruck kann täuschen: Schrievers Figuren sind vom Alter gebeugt und vom Leben gezeichnet.

Einen ästhetisch völlig anders anmutenden Weg hat Rainer Storck gewählt. Stück für Stück hat er Packpapier, wie es auch in der industriellen Fertigung eingesetzt wird, für seine Collagen verwendet. Der Maler hat das Material aufeinandergeklebt, mit Farbe bemalt und besprüht. Diese Art des Patchworks lässt in jedem Bild einen Mikrokosmos kleiner Strukturen entstehen. Die Esslinger Lyrikerin Ingeborg Bauer nannte diese Strukturen bei Ihrer Einführung „chaotische Landschaften“, die auf sie apokalyptisch wirkten. Die reliefartige Struktur der Oberfläche und die unebenen Ränder seien typisch für Storck Bildauffassung.

Erdige Farbe, Schwarz und Weiß bilden das Farbkonzept. Seit der Maler Barcelona zu seinem Wohnsitz erkoren hat, kommt auch die Farbe Blau mit ins Spiel. Bauer spricht davon, dass der Maler sich von den „Schrecken der Welt inspirieren lässt“ und seine Arbeiten ohne einen vorgefassten Plan entstehen lässt.