I N T E R M E Z Z O

ANNEMARIE LANER

ALBERT BORCHARDT

Aus Vertrautem und Fremdartigem, Flüchtigem und beständigem erfindet ANNEMARIE LANER immer wieder neue Bildgeschichten. Sie treffen auf die souveräne Farb- und Formensprache der Pleinairmalerei ALBERT BORCHARDTs, die sich in ihrer seriellen Anordnung zu einem abstrahierenden Landschaftskontinuum verdichtet.


 

Annemarie Laner,  „one a day“, 2002, ca. 22x15 cm, Arbeiten auf Nepalpapier

Annemarie Laners kleine Zeichnungen auf Büttenpapier fordern per se Intimität und Nahsicht. Linien, Flecke, Zeichnungen, Archaisches, kindliches Gekritzel, Comicartiges, Hieroglyphen, dann wieder realistische Abbilder und immer wieder das Vexierspiel zwischen Schriftbild und Bilderschrift locken unseren Spürsinn, ebenso die mannigfaltig anklingende Auseinandersetzung mit der Geschichte der Bildkunst...Das Datum am unteren Bildrand führt uns auf eine wichtige Fährte im Hinblick auf das zu Grunde liegende Konzept. Annemarie Laners Serie beruht auf einer klaren Arbeitsstrategie: Ihre Blätter sind Tagesnotationen: jeden Tag entsteht ein Blatt ...

Ihren zeichnerischen Notaten haftet ein Doppelanspruch an: Lockerung, Öffnung und Durchlässigkeit des sinnlichen Vermögens in der Geste auf der einen Seite und Konzentration des Bewusstseins, Akribie, auf der anderen Seite. 

Annemarie Laner liefert uns Zündstoff für die Kräfte unserer ureigenen Phantasie. Wir assoziieren vielleicht einen misslungenen Tag, ein fruchtbares Gespräch, ein inspirierendes Buch oder Bild, ein Augenblick des Glückes, die Leere im Kopf, Ängste und Träume. Unwillkürlich integrieren wir diese Bilder, unsere eigene Geschichte modellierend, um zugleich den Künstlern ihr autobiographisches Geheimnis zu überlassen.

Dr. Annett Reckert, Kunsthalle Göppingen

 


Albert Borchardt erwandert und erschaut sich Im konkreten Sinne seine Bilder in der Natur. Er malt plein air, seit 1989 draußen vor Ort, in der Landschaft. Mit dieser Schaffenshaltung steht er in einer bekannten malerischen Tradition, um sie zugleich zu unterlaufen. Nicht umsonst lassen sich seine bewusst spröden, lakonischen Arbeiten so wunderbar aus der Negation heraus beschreiben: Sie haben nichts mit Verklärung zu tun, sind alles andere als lieblich und gefällig und schon gar nicht kritisch im Sinne der geschundenen Landschaft, die dem Menschen untertan ist.

Albert Borchardt,  „Quo vadis?“,1998-2003, 18x24 cm, Acrylbinder und Pigmente auf kaschiertem Karton

 

 

Albert Borchardts Serien wollen analog zu ihrem Entstehungsprozess visuell erwandert werden. Nicht umsonst wählt der Künstler für eine Gruppe kleiner, querformatiger Landschaftsbilder den Titel „Quo vadis?“ (Wohin gehst Du?) Auf einer imaginären Wanderung durch diese Farb- und Formstrukturen - nichts mehr sind sie zunächst - gleitet unser Blick über dunstige Ebenen und Felder von atemberaubender Unscheinbarkeit...

Markanter ist das bizarr zerklüftete Auf und Ab des Gebirges...

Albert Borchardt,  „Berge“, 1996-2003, 18x24 cm, Acrylbinder und Pigmente auf kaschiertem Karton

 

Albert Borchert verblüfft mit seinen abstrakten Grundstrukturen, die ein jeder auf seine Weise dechiffriert und gemäß der ureigenen Erinnerung in bestimmten Regionen verortet. Das Beiläufige seines Blickwinkels entfacht den Gang der imaginativen Kraft.

Dr. Annett Reckert, Kunsthalle Göppingen

 

© Galerie Kraenzl