Stuttgarter Zeitung vom 29.4.2004

 

Ein Hindernislauf über Rampen und Parkett

 

Die Künstler Seb Koberstädt und Martin Pfeifle haben die Galerie Kränzl mit Installationen umgestaltet

 

GÖPPINGEN. Das berühmte Brett vor dem Kopf und schiefe Ebenen sind nur zwei der Überraschungen, die die Besucher in der Galerie Kränzl in Göppingen erwarten. Die beiden Bildhauer Seb Koberstädt und Martin Pfeifle haben sich in den Räumen ausgetobt.

 

Von Corinna Meinke

 

Nicht mehr lange studieren die beiden jungen Bildhauer in Düsseldorf bei Tony Cragg. Kurz vor ihrem Abschluss an der Akademie zeigen sie in Göppingen innovative Arbeiten. Es macht Spaß zu beobachten, wie sich die beiden Künstler Räume zu Nutze machen und Proportionen und überkommene Sehweisen über den Haufen werfen.

Gleich am Eingang sollten die Besucher den Kopf einziehen, sonst stehen sie mit einem Brett vor dem Kopf da. Genauer gesagt sind es balkenförmige Körper aus Styropor, die von der Decke abgehängt sind. Wer dann noch mutig über die kleine Holzrampe steigt, landet mitten im Geschehen. Seb Koberstädt hat die Rampe gegen seinen Picknicktisch aus rohem Holz gelehnt und verrät dabei etwas von seiner Leidenschaft fürs Skateboardfahren.

Raumbreit steht schon das nächste Hindernis im Weg. Hier hat Koberstädt Holzfa-

serplatten mit farbigen Papierbahnen beklebt. Das Material hat die Papierfabrik Sa-lach gespendet.

Die relativ kleinen Räume der Galerie erhalten durch die Installationen von Kober-städt und Pfeifle neue Proportionen. Spannend wird es auch, wenn man der Lattenkonstruktion folgt, auf die Martin Pfeifle Leuchtstoffröhren geschraubt hat. Am Boden liegen mächtige Parkettteile, die Koberstädt jedoch nicht befestigt hat. Dadurch verändert sich die Gestalt der Fugen bei jedem Betreten durch die Besucher. Fast wie ein Tafelbild wirkt dagegen eine Arbeit von Martin Pfeifle ganz in Schwarz. Auf einen mit matter Farbe gemalten Hintergrund hat der Bildhauer

mehrere rechteckig zugeschnittene schwarze, polierte Glasplatten montiert. Die Platten wurden hier in den Räumen der früheren Schreinerei für Teewagen verwen­det. Am Ende des Rundgangs haben die beiden Bildhauer eine Gemeinschaftsarbeit aufgebaut. Auf einem Lattengerüst sind Polaroids mit Architekturaufnahmen zu sehen, die den beiden als Anregungen für ihre Arbeit dienen.

 

© Galerie Kraenzl